Wenn Eltern sterben …

Sterben ist ein Thema, dass die meisten Erwachsenen trifft. Irgendwann – egal wie alt wir werden – sind die meisten von uns Vollwaise. Aber manchmal läuft es anders, nicht der Reihe nach oder auch nicht zur angemessenen Zeit. Dann sterben Vater oder Mutter, wenn die Kinder noch sehr jung sind. Dann selber zu sterben ist ein schon eine große Herausforderung. In dieser Zeit für die Kinder in der rechten Weise da zu sein eine noch größere!

Dazu habe ich ein sehr schönes Fundstück. Die Website „Stark auch ohne Muckis“ mit nicht nur gut gemeinten, sondern sehr guten Ratschlägen für Kinder und Eltern. Für Eltern, bei denen einer von beiden lange vor der Zeit gehen muss:

Der Tod macht die Musik!

Oder: Der Ton macht die Musik

Am 22.10.2020, kurz vor dem Shutdown, konnte der Hospizförderverein Fulda noch eine Informationsveranstaltung im Kanzlerpalais durchführen. Ich durfte mitorganisieren und moderieren. Wobei ich sagen muss, dass mir moderieren der verschiedensten Themen immer mehr Freude macht.

Hinterbliebene von vier Verstorbenen und ihre Helfer berichten zu Ängsten und auch schönen Augenblicken in Krankheit, Sterben, Tod und Trauer. Das Duo Zweiklang umrahmte mit sehr, sehr passenden Tönen und Texten.

Das Video dauert zwei Stunden. Ich habe die Bildqualität bei der riesengroßen Datei eingeschränkt, damit man es leichter streamen kann. Hineinschauen lohnt sich!

5. Was bedeutet der Beruf in der Palliativmedizin für Sie?


Für mich ist es die Arbeit, die ich mit Abstand am Liebsten mache. Es gibt extreme Höhen und Tiefen. Riesen Probleme, die bearbeitet und gelöst werden sollen. Oftmals die wunderbare Rückmeldungen von den Sterbenden und den Angehörigen, auch den Hinterbliebenen. Dabei kenne ich auch das ganze Spektrum an sterbenden Patienten vom Säugling bis zum 110jährigen.


Wichtig ist mir dabei die Arbeit mit dem Patienten selbst, wie auch die Aufklärungsarbeit und die Unterstützung von Strukturbildungen, im weitesten Sinne die politische Arbeit. Da habe ich schon sehr, sehr viel lernen können, bin weit herumgekommen. Für Sie als Schülerin in Religionslehre ist es wohl interessant, dass ich in meiner Funktion als Palliativmediziner mit z. B. vielen Ministern diskutieren konnte, jetzt schon sechs oder sieben Male in den Vatikan eingeladen wurde und immer wieder Papst Franziskus begegnen konnte. Auch zu kurzen Gesprächen.

Solche Dinge wären mir ohne die Palliativversorgung nie passiert …

4. Wie stehen die Menschen zu Gott?

Das ist jetzt eine typische Frage für den Religionsunterricht, aber nichts, was wir als Palliativversorger bei unserer Arbeit primär im Sinn haben. Gerade in Deutschland ist es besonders für Ärzte eher üblich, die Religion aus den Gesprächen zum Lebensende auszuklammern.

Ich selber spreche das Verhältnis zum persönlichen Glauben irgendwann immer an, weil Glaube und Religion in einer umfassenden Palliativversorgung und besonders zum Sterben doch dazu gehören. Bei Katholiken frage ich immer, ob schon eine Krankensalbung gemacht wurde. Es ist erstaunlich, wie oft das verdrängt und vergessen wurde.

Ich habe auch schon wenige Nottaufen gehabt. Das ist ganz besonders berührend. Eine Nottaufe kann übrigens jeder Mensch vornehmen. Der Glaube, die Religion des Taufspenders spielt dabei KEINE Rolle.

Einmal hatte ich Eltern, die nicht gläubig waren und dennoch gerne wollten, dass ihr Säugling vor dem Tod noch getauft wird. Und, es war ihnen ganz wichtig, dass das auch richtig, also formal korrekt gemacht wird. In solchen existenziellen Situationen werden die Menschen einfach von Gott herausgefordert, könnte man sagen. Bei der Taufe ist die Vorschrift, dass Wasser über den Kopf fließen muss und dabei die Worte „Ich taufe Dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ gesprochen werden.


Interessant ist es, dass auch nach meiner Erfahrung bewußt gläubige Atheisten meist sehr entspannt sterben. Sie haben es sogar oft leichter dabei als unsichere Christen …

Generell ist es wohl wichtig, mit sich, den anderen und „Gott“ im Reinen zu sein. Was immer der einzelne unter „Gott“ verstehen mag.

Corona und „Sterbehilfe“

In den Medien werden leider sehr häufig medizinische, besonders palliative Fakten durcheinander gewürfelt. Natürlich ist es nie auszuschließen, dass so ein Bericht stimmt. Aber das wäre schon grauenhaft.

Es kann natürlich auch sein, dass der ärztliche Experte nicht genug Erfahrung in der Behandlung von Atemnot hat um zu wissen, dass das Lindern von Atemnot mit der Tötung von Menschen rein NICHTS zu tun hat. Wenn, ja wenn man die Leitlinien beachtet.

Morphin, Fentanyl, Opoiode bei Atemnot richtig dosiert, richtig überwacht lindert und verlängert das Leben.

Ich habe vor ein paar Wochen dazu einmal ein kleines Video als Erklärung gemacht. Denn leider erlebe ich es immer wieder bei Patienten auch ohne Corona, dass es an Wissen und Erfahrung fehlt. Das geht vom ehrenamtlichen Helfer bis zum Verwaltungschef oder ärztlichen Direktor quer durch alle Ebenen.

Corona und Patientenverfügung – in 99 Sekunden

kurz und knackig.

Was ist jetzt wirklich wichtig, wenn ein Mensch hochbetagt, etwas krank und lebenssatt ist UND eine weitere Krankenhauseinweisung mit möglicher Übertherapie verhindern will?

Wie können Sie sich und Ihre Angehörigen schützen, dass nicht viel zu viel getan wird, wenn Sie nicht mehr ins Krankenhaus kommen wollen.

Das erkläre ich hier in 99 Sekunden.

Wenn noch Fragen offen sind oder wenn Sie Ergänzungen haben, können Sie den Blog gerne kommentieren.

Patientenverfügung aktuell

Eine Patientenverfügung auszufüllen. Das schiebt fast jeder gerne vor sich her. Man mag einfach nicht darüber nachdenken. Man will nicht entscheiden. Und wenn eine Verfügung ausgefüllt wird, dann passt sie vielfach doch nicht so ganz auf das, was man eigentlich sagen wollte. Es gibt hunderte von Vorlagen, welche soll man nehmen?

Patientenverfügung ist ein Thema das leider viel zuviel verdrängt wird! Ich bin intensiv eingebunden in die Überlegungen zur Versorgung von Corona-Patienten. Und auch in die praktische Versorgung im Pflegeheim.

Worauf kommt es bei einer Patientenverfügung an, wenn ein Mensch vielleicht hochbetagt zuhause oder im Pflegeheim lebt? Wenn er zunehmend schwächer wird und es vermeiden will, dass er auch ohne tödliche Krankheit nicht mehr auf eine Intensivstation kommt oder wiederbelebt wird.

Die Verfügung muss um genau diesen Punkt ergänzt werden, die Patientenverfügung soll JETZT gelten.

Wie das geht und noch einige Kniffe mehr, erkläre ich in diesem Video.

Hier ist der Link zum Video

Notfallmedikamente im Pflegeheim?!

Notfallmedikamente – Online Tutorial für Pflegeeinrichtungen Teil 4 Im Notfall ist keine Zeit. Wenn es zwei oder mehr dringende Fälle zugleich gibt, ist gutes Krisenmanagement gefragt. Dazu gehört auch, vorauszuschauen. Nachts. Am Wochenende. Am Feiertag. Auch da kommt es zu Krisen. Ein Arzt muss gerufen werden. Vielleicht kann er schon am Telefon anordnen, was sofort zu tun ist. Das ist zum Beispiel immer (!) bei Erstickungsangst notwendig.

Welche Medikamente kommen da in Frage?

Woher kann ich sie bekommen?

Wie wende ich sie an?

Wie sollen dann Medikamente aus der Apotheke beikommen, für die es noch nicht einmal ein Rezept gibt? Es gibt nur eine einzige Lösung. Einen kleinen Notfallvorrat. Das sind nur wenige, wichtige Medikamente, wie sie auch der Palliativmediziner in der Tasche hat. Sie sollten unter sicherem Verschluss direkt in der Pflegeeinrichtung griffbereit vorhanden sein.

Die wichtigsten Fakten komprimiert und gut verständlich beantworte ich in diesem online-Tutorial.

Atemnot! Tutorial für Pflegeinrichtungen

Gerade jetzt in den Zeiten der Corona-Krise kann es für Pflegeeinrichtungen sehr, sehr schwer werden.

In allererster Linie sind natürlich die Bewohner betroffen und deren Angehörige! Aber, die Entscheider und die Mitarbeiter brauchen jetzt die wichtigsten Informationen in möglichst verständlicher und kompakter Form.

Die Deutsche PalliativStiftung mit ihrem neuen Palli-Studio entwickelt zu diesem Basiswissen für die Palliativversorgung in Pflegeeinrichtungen ein kompaktes Tutorial zum freien Download. Hier sind die ersten drei Teile dazu:

Teil 1 Palliativ-Ampel
https://youtu.be/basyloprRzg

Teil 2 Atemnot erkennen
https://youtu.be/M-VfDyCc_sM

Teil 3 bei Atemnot handeln
https://youtu.be/kfsZwZHCx5s

Die Zeit läuft: Die Palliativ-Ampel

In guten Zeiten, wie auch ganz besonders in Krisenzeiten brauchen wir für medizinische Notfälle ein System der schnellen und sehr leicht verständlichen Orientierung zum Patientenwillen.

Die Deutsche PalliativStiftung hat hierfür im Rahmen des vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration geförderten „Pilotprojektes Palliativversorgung in Pflegeeinrichtungen“ die Palliativ-Ampel entwickelt. Wir sind uns sicher, dass dies eine extrem gute Hilfe für die Praxis ist.

Informationsmaterial und Druckvorlagen können Sie unter dem Link herunterladen.

Weil die Zeit auch gerade jetzt in der Corona-Krise (ab)läuft, haben wir hier „über Nacht“ mit einem exzellenten Team eine erste, gut für jeden Interessierten verständliche Präsentation dazu erstellt. Wir werden kleine Technische Probleme in den nächsten Tagen noch ausbügeln. JETZT ist es erst einmal wichtig, das notwendigste Wissen zu verbreiten.

Herzlichen Dank an das HMSI, 20 Pflegeeinrichtungen aus dem Landkreis Fulda, die an der Entwicklung beteiligt waren und besonders Ute Buchwald-Malkmus, Elke Hohmann, Jana & Jörg Schmidt für die schnelle Produktion des Videos als Tutorial.