Beeindruckende Ehrung

Mit einer wunderbaren Feierstunde wurde mir das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht. Es sei nicht für die häusliche Schublade, sondern zum Herzeigen, so heißt es. Drum ist hier das Skript meiner Dankesrede, wer das Original hören mag, es ist auf YouTube 

2023-11-27 Ordensverleihung. Ansprache

Herzlichen Dank, Herr Oberbürgermeister. 

Gestern war Ewigkeitssonntag. Unser kleiner Festakt heute dreht sich ja auch um den Tod. Viele haben in den letzten zwölf Monaten einen lieben Menschen verloren. So bitte ich alle, sich für ein kurzes Totengedenken zu erheben.

Danke.

Wichtig bei Reden ist auch immer, was nicht gesagt worden ist. 

Wir kennen uns gerade gesundheitspolitisch schon etliche Jahre. Ihre lobenden Worte ehren mich sehr. Ich werde doch ein wenig ehrfürchtig vor dem, was Sie über mich sagen. Aber ich bin auch ein Mensch mit der einen Ecke oder Kante. Darüber haben Sie freundlich hinweggesehen. Alle, die mich kennen wissen, was nicht gesagt wurde.

Warum konnte ich so engagiert sein?

Nun, ich denke, weil ich einfach getan habe, was getan werden musste. Dabei habe ich zugleich eine sehr große Unterstützung in der Arbeit erfahren. Unterstützung nicht zu jeder Zeit in der Anzahl der Unterstützer. Aber in deren ausgesprochen hoher Kompetenz und Ihrem großem Engagement.

Ich bin nicht, was ich bin, einfach so nur durch Gene und biologisches Wachstum. Ich glaube, ich bin wie alle hier, ganz besonders ein Kind der Prägung durch das soziale Umfeld. 

Geboren wurde ich in Oberlemp im selben Bett wie meine Mutter. Ich empfinde dies schon emotional als etwas Besonderes. Meine Eltern konnten hochbetagt beide gut palliativ umsorgt in Frieden versterben. Von meiner Kernfamilie ist nur meine Schwester hier. Ich freue ich mich sehr, dass dazu mein Patenonkel da ist, der mich schon im Mai 1958 auf dem Arm gehalten hat. 

Ehrhard, auch Deine christliche Miterziehung hat mich sehr geprägt. An unserer christlichen Haltung ist einiges universell: Glauben, Vertrauen, Respekt, Ehrfurcht, Gleichberechtigung, Nächstenliebe wären da ein paar Blitzlichter, die man auch als Atheist und Agnostiker mittragen könnte.  Meine christliche Grundlage ist besonders „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst (das geht nicht, ohne auf sich selbst zu achten).

In früher Jugend kam ich zu den Pfadfindern vom BDP. Ein Teil des Versprechens, bzw. der Pfadfinderregeln hieß: Ich will Schwierigkeiten nicht ausweichen.” Wir Pfadfinder können aus einfachen Dingen etwas Tolles machen. So wurde auch ohne BioNTechs Forschung dieses Versprechen in mein Genom implantiert. Eine Mitpfadfinderin mit Bundesverdienstkreuz ist auch hier. Karin ist der Mensch neben meiner Schwester und meinem Onkel Ehrhard, also außerhalb der Herkunftsfamilie, den ich am längsten kenne. Karin, das empfinde ich als Geschenk.

Dann war ich auf dem Gymnasium. Vieles war schwierig in der Goetheschule, noch mehr war positiv prägend. Ich möchte wörtlich aus der Abiturrede unseres viel zu früh verstorbenen Klassenlehrers Peter Belling zitieren, einen Lehrer, wie man ihn sich heute noch wünscht. Er sagte in seinem letzten Satz wörtlich am 29. Juni 1977: “Jetzt sind Sie dran! Machen Sie das Beste daraus, aber denken Sie daran, daß man manchmal auch gegen den Strom schwimmen kann.

Ich war dann erst Zivi, Alten- und Krankenpfleger. Danach wollte ich in Gent beginnen zu studieren, lernte dort meine künftige Ehefrau Edel kennen. Es war bei mir absolut Liebe auf den ersten Blick. Schließlich habe ich mehr oder weniger studiert in Bochum, Bonn, Würzburg und Berlin.

Es gab also einige Auf und Ab mit vielen Stationen im Studium. Ganz am Ende, zu Beginn meiner ärztlichen Tätigkeit, sagte eine Patientin im März 1986 zu mir: “Bitte töten Sie mich!” Eine sehr emotionale Erfahrung, die mich für mein künftiges Berufsleben prägen sollte.

Ziemlich prägend sind auch meine sportlichen Erfahrungen. Insbesondere durch Jahrzehnte an Kontinuität. Die verpflichtende Regelmäßigkeit trotz Unlust, Platzregen oder Schnee zum Joggen und Mountainbike sich aufzuraffen. Beim Team Eisenhart mit Florian Haas, Kalle Vogel, Peter Hohmann und auch unserem Mitläufer Daniel Jaspersen und Mitfahrer Sergej Braun heißt es seit 25 Jahren immer: “Wir fahren nur kurz und flach.” Und wenn es nach langem Auf und Ab dann gar nicht mehr geht, kommt ein knappes: “…  Weiter!

Das hat mir sehr geholfen, als ein mächtiger Gegner mich Ende 2009 juristisch aus dem Verkehr ziehen wollte. Da lernt man schnell, dass wahre Freunde dünn gesät sind. Dem leitenden Staatsanwalt von damals, Dr. Peter Gast, werde ich mein Leben lang dankbar sein! Er bat mich im Juni 2010 zu sich und sagte wörtlich zu mir: “Wir als Richter und Staatsanwälte müssen die Gesetze anwenden. Sie als Bürger sind dazu da, die Gesetze zu ändern.

Das wäre mir allein nie gelungen. Ich bin innerlich eher selbstunsicher und zurückhaltend. Elke Kiltz, ehemals Leiterin im Referat Ehrenamt des HMSI und selbst Ordensträgerin sagte mir einen Satz, der auch in mein Genom einging: “Sie müssen die Lästigkeitsschwelle überschreiten.

Ich habe mit 65 Lebensjahren immer noch viele Hüte auf. So war ich wohl schon immer etwas speziell und bin nun für die meisten ein bunter Vogel. Aber wenn man hier im Saal sich umsieht, ziehe ich viele bunte Vögel an. Danke, Euch allen.

Und zum Schluss noch zwei Dinge, Margret Mead, eine amerikanische Soziologin und Philosophin prägte den Ausspruch: „Wenn Du glaubst, dass eine kleine Gruppe nachdenklich-engagierter Bürger nicht die Welt verändern könne, so irrst Du. In der Tat, anders gelang es niemals.

Deshalb ganz zum Schluss mein Wunsch, etliche hier sind bereits Mitglied im Förderverein der PalliativStiftung. Schön wäre es, wenn es jeder hier wäre und dieses Jahr noch mindestens ein, zwei weitere Fördermitglieder dazu wirbt. Sie tun damit Gutes und reden darüber. 

Denn um Leben und Tod wird im nächsten Jahr eine Diskussion im Bundestag und der Öffentlichkeit intensiv weitergehen. Dafür brauchen wir gute Aufklärung gegen Desinformation und allgegenwärtiges Framing.

Danke Euch und Ihnen Allen, Euer und Ihr Kommen hat mir sehr gut getan und nun geht es ans Netzwerken.

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