Papst fordert: Palliativversorgung statt Übertherapie!

Diese Woche war ich wieder in Rom. Dort warb die Päpstliche Akademie für das Leben mit einem Kongress zum Welttag der Kranken für eine angemessene Sterbebegleitung als gute Alternative zur Förderung der Selbsttötung

Am Mittwoch während der Predigt vor dem Welttag der Kranken und einem Palliativkongress im Vatikan drückte Papst Franziskus seine Dankbarkeit für die Palliativversorgung aus, die nach Begleitung und Unterstützung für Menschen am Ende des Lebens strebt. „Ich möchte darauf hinweisen, dass das Recht auf Fürsorge und Behandlung für alle immer Vorrang haben muss, damit die Schwächsten, insbesondere die Alten und Kranken, niemals ausrangiert werden,“ so Papst Franziskus. Und weiter, „In der Tat ist das Leben ein Recht, nicht der Tod, das begrüßt und nicht verwaltet werden muss. Und dieses ethische Prinzip gilt für alle, nicht nur für Christen oder Gläubige.”

Monsignore Vincenzo Paglia, der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, griff dies auf und betonte weiter, dass es für die Kirche fundamental sei, den Familien und den Sterbenden selber zu helfen um Einsamkeit auch in den schwierigen Zeiten zu verhindern.

Wir sind absolut gegen Selbsttötung. Töten sollte vermieden werden, aber auch therapeutische Overkill (=Überversorgung, Anm.) sollte vermieden werden. Was diese beiden Dimensionen gemeinsam haben, ist die Macht über den Tod: Entweder ihn zu beschleunigen oder ihn zu verzögern. Dazwischen“, betonte er, „gibt es Begleitung.”

Abschließend wies Erzbischof Paglia auf die zunehmende Dringlichkeit der Sterbebegleitung in unserer alternden Welt hin und sagte, dass katholische Universitäten eine wichtige Rolle bei der Ausbildung spielen müssen, „um das Bewusstsein für diese Perspektive dessen zu schärfen, was Palliativversorgung bedeutet: Begleitung auf höchstem Niveau, klinisch, kulturell, spirituell und sozial.

In meinem Schlusswort zum Kongress ermutigte ich dazu, dass die Palliativexperten gemeinsam mit dem Vatikan weltweit aktiv bleiben müssen um für die Möglichkeiten der Palliativversorgung aufzuklären und zu werben!

2016 wurde von der Akademie für das Leben eine weltweite Arbeitsgruppe mit Experten gegründet aus der das „PAL-LIFE – Weißbuch für die weltweite Förderung der Palliativversorgung“ hervorging. Zum Download des Weißbuches und weiterer PAL-LIFE-Unterlagen:

http://www.pal-life.org

Und hier gibt es nach und nach die Details zum Kongress:

https://www.academyforlife.va/content/pav/it.html

Lebenshilfe. Sterbehilfe. Tötungshilfe.

Möglichkeiten und Alternativen zur Tötung. 

Am 18. März 2021 habe ich in Augsburg bei der Fachtagung von ALfA, der Aktion Lebensrecht für Alle, diesen Vortrag gehalten, in dem ich einen Abriss über die Entwicklung der Gesetzgebung von 2000 bis heute gab und auf die Hintergründe einging. Besonders mit dem Aspekt Sachinformation trotz Fake News und unlauteres Framing.

Die Diskussion zur „Sterbehilfe“ ist von einer Vielzahl von Desinformationen geprägt. Teils rühren diese sicherlich aus dem unglaublichen Unwissen, meist weiß man ja nur vom Hörensagen oder auch Einzelfällen, wie das mit dem Sterben so geht. Aber dann sollte man vielleicht nicht zu sehr den Mund aufmachen.

Teils ist diese Desinformation vielleicht auch gezielt lanciert worden. Der Fachausdruck dazu nennt sich Framing und hilft den Zielen des Right to Die Movements zur flotten Durchsetzung.

Ich hatte einiges geraderücken. Auch meine Finger durchaus in die Wunden gelegt und nachgebohrt. Gerne bin ich dabei bereits zum Diskurs. Wer besitzt in diesen hochproblematischen Fragen schon die alleine seligmachende Weisheit?

Hier ist der Link zum Video .

Der Tod macht die Musik!

Oder: Der Ton macht die Musik

Am 22.10.2020, kurz vor dem Shutdown, konnte der Hospizförderverein Fulda noch eine Informationsveranstaltung im Kanzlerpalais durchführen. Ich durfte mitorganisieren und moderieren. Wobei ich sagen muss, dass mir moderieren der verschiedensten Themen immer mehr Freude macht.

Hinterbliebene von vier Verstorbenen und ihre Helfer berichten zu Ängsten und auch schönen Augenblicken in Krankheit, Sterben, Tod und Trauer. Das Duo Zweiklang umrahmte mit sehr, sehr passenden Tönen und Texten.

Das Video dauert zwei Stunden. Ich habe die Bildqualität bei der riesengroßen Datei eingeschränkt, damit man es leichter streamen kann. Hineinschauen lohnt sich!

4. Wie stehen die Menschen zu Gott?

Das ist jetzt eine typische Frage für den Religionsunterricht, aber nichts, was wir als Palliativversorger bei unserer Arbeit primär im Sinn haben. Gerade in Deutschland ist es besonders für Ärzte eher üblich, die Religion aus den Gesprächen zum Lebensende auszuklammern.

Ich selber spreche das Verhältnis zum persönlichen Glauben irgendwann immer an, weil Glaube und Religion in einer umfassenden Palliativversorgung und besonders zum Sterben doch dazu gehören. Bei Katholiken frage ich immer, ob schon eine Krankensalbung gemacht wurde. Es ist erstaunlich, wie oft das verdrängt und vergessen wurde.

Ich habe auch schon wenige Nottaufen gehabt. Das ist ganz besonders berührend. Eine Nottaufe kann übrigens jeder Mensch vornehmen. Der Glaube, die Religion des Taufspenders spielt dabei KEINE Rolle.

Einmal hatte ich Eltern, die nicht gläubig waren und dennoch gerne wollten, dass ihr Säugling vor dem Tod noch getauft wird. Und, es war ihnen ganz wichtig, dass das auch richtig, also formal korrekt gemacht wird. In solchen existenziellen Situationen werden die Menschen einfach von Gott herausgefordert, könnte man sagen. Bei der Taufe ist die Vorschrift, dass Wasser über den Kopf fließen muss und dabei die Worte „Ich taufe Dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ gesprochen werden.


Interessant ist es, dass auch nach meiner Erfahrung bewußt gläubige Atheisten meist sehr entspannt sterben. Sie haben es sogar oft leichter dabei als unsichere Christen …

Generell ist es wohl wichtig, mit sich, den anderen und „Gott“ im Reinen zu sein. Was immer der einzelne unter „Gott“ verstehen mag.

Hilfe, mein Kind stirbt!

„… das war schön und schrecklich zugleich …“

Todkranke Kinder.

KinderHospizArbeit.

KinderPalliativVersorgung.

Reizwörter, bei denen man unwillkürlich wegschauen, weglaufen will.

Die Kleinen Riesen Nordhessen zusammen mit dem Kinderhospizdienst Main-Kinzig-Fulda haben dazu am 7. Dezember 2019 eine sehr intensive Veranstaltung gemacht.

Ein bewegendes Interview von Volker Nies mit Miriam Peake und David Storch, den Eltern des kleinen Josef (geboren am 02.11.2017; verstorben 12.02.2018 im Wohnzimmer zuhause in den Armen der Eltern).

Ein Interview über die dringende Notwendigkeit sehr umfassender, verlässlicher und kompetenter Begleitung, ein Interview auch gerade über die dringende Notwendigkeit das Wissen über die Möglichkeiten zu verbreiten. Und wie extrem schwer es sein kann, diese zuzulassen.

Danach weiß man, was gut getan hat. Und dass es eine sehr traurige, bitterschöne Lebenserfahrung wurde, die natürlich ganz besonders unvergesslich die Eltern, aber auch jeden anderen Beteiligten ein Leben lang begleiten wird.

Hier ist ein Link zum Video.

Die Zeit läuft: Ist sterben jetzt verboten?

Der § 217 StGB. Ist sterben jetzt verboten?

Die erste Ausstrahlung erfolgte im Offenen Kanal Fulda am 21.11.19 um 20:21 Uhr. Wir wollen mit dieser neuen, regelmäßigen Sendereihe namens „Die Zeit läuft.“ darauf hinweisen, dass in der Diskussion um die Hospizarbeit und Palliativversorgung keine Zeit zu verlieren ist.

Wir werden Fakten statt Fake news liefern.

Dr. iur. utr. Carsten Schütz und ich sprechen mit unserer ganzen Expertise aber auch Empathie über dieses sehr sensible Thema, über das leider viel zu oft faktenfrei und überemotional diskutiert wird. Stellt das vor drei Jahren eingeführte Verbot der geschäftsmäßigen Beihilfe zum Suizid ein Problem in der Versorgung Schwerkranker dar, wie es immer wieder gebetsmühlenartig von Lobbyisten zur Selbsttötungsförderung behauptet wird?

Müssen Ärzte, die Palliativpatienten jetzt noch mehr Angst haben, straffällig zu werden?

Immer wieder geben leider hierzu selbst vermeintlich ausgewiesene Rechtsexperten völlig haltlose Stellungnahmen voller falscher Aussagen ab. Eigentlich kaum vorstellbar für Laien, dass sogar bekannte Experten komplett falsche Fakten liefern und Dichtung und Wahrheit (hoffentlich) unwissentlich bunt vermengen.

Wie am 18.11.2019 im Interview mit der Augsburger Zeitung z. B. der renommierte Medizinrechtler Prof. Dr. Josef Franz Lindner, der zitiert wird, dass “ wir grundsätzlich an dem Verbot des assistierten Suizids festhalten“ sollten (es gibt doch gar kein Verbot!) und dass man für „die legale Sterbehilfe ganz enge Kriterien“ einführen sollte. Und noch mehr Unfug dazu, glaubhaft präsentiert. Schütz und ich geben klare und fundierte Antworten. Antworten, die jeder Überprüfung stand halten.

Hier ist der Link zur Sendung.