Düstere Bilder …

Folgende Mail erhielt ich vor ein paar Tagen, ich darf sie posten:

heute erhielt ich Ihr Buch „Ambulante Palliativversorgung“ , vor einigen Wochen hatte ich bei Ihnen das Buch „Die Pflegetipps“ bestellt. Mein Ehemann Hans ist mit 63 Jahren an ALS erkrankt, ist inzwischen in Pflegegrad 4 eingestuft, seine Lähmungen sind sehr deutlich fortschreitend.

Eben sah mein Mann die beiden Bücher auf dem Schreibtisch liegen (wir hatten sie zusammen bestellt) und äußerte sich bestürzt über die Titelbilder der beiden Bücher.

Beim „Meerbild“ meinte er: „Das Bild macht mir Angst. Es macht mir keinen Mut, den Weg mit Palliativversorgung zu gehen. Der Weg sieht sehr wackelig aus, die Stütze sehen nicht aus, als könnten sie mich tragen und die Farben des Bildes sehen sehr traurig aus. Was ist denn damit gemeint? Ich würde mir wünschen aus der Ungeordnetheit der jetzigen Gedanken und Gefühle sicher an der Hand eines SAPV-Teams Richtung Silberstreif zu gehen.“

Beim Bild der 2-3 Menschen sagte er: „Bin ich schon weg? Ich bin doch noch hier. Gebückte traurige düstere Haltung der Übrigbleibenden. Ein Schatten meiner Selbst. Aber ich lebe doch noch. So will ich doch nicht auf den Tod zugehen. Oder ist das Jesus mit den Jüngern auf dem Weg nach Kapernaum? Aber die waren doch nach der Begegnung mit Jesus froh.“
Ich möchte Sie auf diesem Wege an den Gedanken meines Mannes teilhaben lassen. Vielleicht können diese Gedanken eine Diskussion in Ihrem Team bewirken.

Herzlichen Dank für die zügige Zusendung der Bücher. Wir wünschen Ihnen allen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit.

Soweit der Brief. Diese Reaktion hat mich einen Moment bestürzt. Dann war aber mein spontaner Gedanke: Ziel erreicht. Die beiden Bilder hatte ich selber ausgesucht. Den Steg auch selber fotografiert. Ja. Sie können düster wirken.

Die drei Menschen auf dem Ölgemälde haben mich beim ersten Mal und dann immer wieder berührt. Ja, es ist der Weg mit den Emmaus-Jüngern. Doch war dieser Weg eben nicht nur froh, heiter, von Erkenntnis durchdrungen. Sondern das Gegenteil. Düster, von tiefster Verzweiflung gedrückt. Und erst beim Gehen, beim Schweigen, Hören wurde aus dieser Verzweiflung Erkenntnis. Das ist etwas, das für mich aus diesem Bild spricht. Vielleicht ist dieses Bild tatsächlich geeignet, im Betrachter Gefühle zu erzeugen, die in seinem Inneren stecken und dann – etwas pathetisch ausgedrückt – ihn ins Helle zu geleiten?

Mit dem Steg fühle ich mich persönlich sehr verbunden. Wobei mein Eindruck dessen ganz ähnlich ist, wie bei den Emmaus-Jüngern. Ich habe das Foto bei einem furchtbare Tropengewitter auf den Philippinen gemacht. Mit Bio-Blitz gewissermaßen. Dieser Steg war unser, mein Weg zu einem kleinen aber absolut exquisiten Tauchrevier. Dort war ich 2010/2011 für sechs volle Wochen an einem Ort. Ich habe selten schöneres erlebt. Und dieser Steg wurde in den sechs Wochen dreimal von Stürmen und Wellen zerstört und dreimal wiederaufgebaut. Wobei auch wir wenigen Touristen kräftig mit angepackt hatten.

Übrigens, Die Emmaus-Jünger von Janet Brooks Gerloff. Dort konnten eine Handvoll Palli-Aktiver (Eckhard Eichner, Paul Herrlein, Andreas Müller und ich) im Februar 2010 durch Vermittlung von Veronika Schönhofer-Nellessen und dank des genialen Moderators Karl-Heinz Oedekoven mit Ulla Schmidt, BMim für Gesundheit a. D. einen Tag lang intensiv diskutieren und die Deutsche PalliativStiftung nahm konkret Gestalt an.

Und dank der mit deren Hilfe weiter gewachsenen spezialisierten ambulanten Palliativversorgung muss kein ALS-Patient mehr Angst haben zu ersticken, wenn er die guten Behandlungsmöglichkeiten der SAPV zulässt.

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